Tag 2 – Trondheim
Ich bin schon wieder kurz vor sechs aufgewacht, viel zu früh. Gestern habe ich alles vorbereitet, heute mache ich noch belegte Brote für unterwegs. Gestern gewaschene Kleider sind jetzt trocken. Es hat geklappt.
Um halb neun gehe ich frühstücken. Das Frühstück gibt’s bis 10 Uhr, ich kann mir Zeit lassen. Es sind bereits viele Leute da, wenige freie Plätze. Ich sitze mich an einem vier Personen Tisch, der noch nicht aufgeräumt ist und hole den “ersten Gang”, Rühreier mit gebratenen Schinken.
Bald kommt ein Ehepaar und fragt, ob sie hier Platz nehmen dürfen. Natürlich. Es sind Zita und Anders aus Lund in Schweden. In Bodø möchten sie einige historische Plätze besichtigen und bleiben hier vier Tage. Sie beide sind an Geschichte interessiert und besuchen gerne historische Orte. Dannach werden sie auf die Insel Vaerøy fahren und weiter auf die Lofoten.
Sie fragen mich über meine Pläne. Dann erzähle ich über meine Nordkap Tour und dass ich jetzt auf der Heimreise bin. Sie zeigen mir ihre volle Bewunderung. Sie fragen mich, wie ich durch Schweden gefahren bin. Ich versuche es zu schildern, aber ich merke, dass ich die Ortsnamen nicht richtig aussprechen kann. Die Schweden sagen die Namen irgendwie anders als es geschrieben ist. Ich zeige die Route in meinem Blog und jetzt ist alles klar.
Wir reden über die Heimat von Anders, der aus der Grenzregion zwischen Schweden und Finnland kommt, wo ich nah durchgefahren bin. Ich erfahre auch, dass Zita aus Litauen stammt. Mit mir, der in Polen geboren ist, stellen wir eine bunte Mischung zusammen.
Während des Gespräches hole ich mir weitere Gänge, um mein Kaloriendefizit zu verbessern. Und die Mini Croissants sind hier echt gut.
Wir vertiefen uns in das Gespräch und merken gar nicht, dass es inzwischen schon 10 Uhr ist. Wir verabschieden uns herzlich und wünschen uns schöne Reisen. Es war wieder eine schöne Begegnung.
Ich verlasse das Hotel kurz nach halb zwölf. Mein Zug fährt um 12:27 Uhr los, zum Bahnhof sind es zwar nur wenige Minuten, aber ich bin lieber etwas früher dort und vielleicht kann ich in Ruhe meinen Platz nehmen und das Gepäck platzieren. Am Bahnsteig montiere ich das Deichsel von dem Anhänger ab und befestige ihn am Fahrrad. Ohne Deichsel ist der Anhänger als Gepäck leichter zu handhaben und am Fahrrad stört er nicht.
Der Zug ist schon eine gute halbe Stunde vor der Abfahrt aufgestellt. Ein junges Paar aus Deutschland mit Gravel Bikes ist auch da. Sie haben auch bis Oslo gebucht. Zwei Radfahrer aus Kanada kommen noch dazu. Sie haben keine Reservierung für die Fahrräder und hoffen, mitgenommen zu werden.
Ich darf mein Fahrrad zuerst abgeben, dann sind die anderen an der Reihe und auch die Fahrräder der Kanadier werden genommen. Ich gehe mit dem Anhänger in meinen Wagen. Der Anhänger passt gerade auf die Ablage über den Sitzen, geschafft!

Das einzige Problem ist, dass mein Platz #10 doppelt vergeben ist und eine Dame hat ihn schon genommen. Ich setze mich auf Platz #13 mit der Hoffnung, dass ich Glück habe und nicht verjagt werde. Ähnlich geht es bei zwei anderen Fahrgästen. Gerade kommt der Zugbegleiter und klärt die Situation. Wegen Umbuchung sind die Plätze falsch zugeordnet und die richtigen sind ein Stück weiter. Jeder hat einen Platz, und ich kann auf den #10 bleiben und muss den Anhänger nicht wo anders platzieren. Hat mir die 13 doch Glück gebracht.
Der Zug fährt mit 7 Minuten Verspätung los. Wir fahren durch bergige Gegend, ich fülle in meinen Ohren den ständigen Luftdruckwechsel.

Die Landschaft draußen wechselt ihren Charakter zwischen Alpin und Hochplateau. Es liegt überall noch Schnee.

Um 14:20 wurden wir über Anzeige im Zug und danach per Ansage darüber informiert, dass wir den Polarkreis auf 680 Metern über die Meereshöhe durchquert haben.

Auf der Straße, die parallel zur Bahnlinie verläuft, sieht man einen Parkplatz mit Polarkreis Zeichen, wo bereits viele Camper halten und sich das anschauen. Danach spürt man, wie der Zug erleichtert den Berg runterrollt.

Kurz nach vier läuft der Zugbegleiter durch die Wagons und verteilt ein Stück Schokolade an die Fahrgäste. Nett. Das erinnert mich daran, dass ich mein Brotzeit habe und jetzt habe ich Hunger.

Eine Fahrt mit dem Zug kann sehr langweilig sein, besonders wenn man im Gang sitzt und nur begrenzt auf die Landschaft schauen kann. Die Sitze sind ok, aber nicht so, dass man bequem schlafen kann. Und es ist kein Hochgeschwindigkeitszug. Er fährt vor sich hin, weiter und weiter, und das ist schon alles. Es zieht sich fast wie mit der Fähre von gestern. Jetzt habe ich aber keine Wahl gehabt, das ist die einzige direkte Verbindung nach Trondheim. Noch zwei und halb Stunden. Ich spiele Sudoku.
In Trondheim kommen wir mit 10 minutiger Verspätung an. Der Zug nach Oslo geht vom gleichen Gleis, wo ich ausgestiegen war. Gut, ich muss nicht mit dem Fahrrad und dem Anhänger auf einem anderen Bahnsteig gehen. Handlich sind sie nicht, wenn man beide gleichzeitig schleppen muss. Nach einer halben Stunde wird der Zug nach Oslo auf das Gleis gestellt und ich kann mein Fahrrad abgeben und mit dem Anhänger in den Passagierwagen ziehen. Ein junger Mann hilft mir, den Anhänger auf die Ablage zu heben. Der Zug fährt pünktlich los. Ich werde es versuchen zu schlafen.