Tag 44 – Finale
Heute geht es zur Nordkapkugel, der Stelle, die als Touristenmagnet und Pilgerstätte Norwegens gilt. Ich wollte die letzten 32 Kilometer hin und zurück mit dem Fahrrad ohne Gepäck fahren. Klingt einfach.
Um halb acht stehe ich auf, ich habe gut geschlafen heute Nacht.
Heute ist in Honningsvåg ein Lauf zum Nordkap geplant. Der startet um 10 Uhr und ich wollte früh genug auf die Strecke, bevor alle Läufer da sind.
Nach dem Frühstück, um halb zehn ging ich aus dem Haus und wollte dann losfahren. Es ist aber so windig, dass ich zurückkehre und meine Windschutz Jacke gegen die dichtere Regenjacke tausche. Ich habe meine Thermosflasche mit heißem Tee gefüllt, dazu habe ich die zweite Trinkflasche mit Wasser, zwei Bananen und zwei Äpfel, eine Tafel dunkle Schokolade, Knäckebrot, Frischkäse und eine Tomate. Für den kleinen Ausflug muss es reichen.

Heute ist Südwestwind, und er ist heute sehr stark. Es ist schwer, gegen ihn zu kämpfen. Je weiter ich komme, desto stärker wird er. Einige Böen versuchen mich von der Straße zu fegen. So weit der Wind von der Seite kommt und die Fahrtrichtung passt, versuche ich mich gegen Wind zu lehnen und in eine Schräglage zu fahren.
Manchmal geht aber gar nichts und ich muss schieben, was auch nicht so einfach ist. Ab und zu kann ich auch den Rückenwind nutzen. Es wird aber gefährlich, wenn dann die Kurve kommt. Ich muss stark abbremsen, um nicht aus der Bahn zu fliegen. Und bei jedem Bus oder Camper, die vorbeikommen, bekomme ich einen starken Windstoß. Macht keinen Spaß.
An einer Stelle sehe ich zwei Fahrräder neben der Straße abgestellt, einer hat die Schweizer Fahne. Haben die Radfahrer hier aufgegeben und sind per Anhalter ohne Fahrrad weiter gefahren? Ich kann das gut verstehen.

Jetzt kommt es bergauf mit starkem Gegenwind. Ich schiebe das Fahrrad mit Mühe und versuche nicht von der Straße weg gepustet zu werden. Oben sehe ich jemanden, der auch das Fahrrad schiebt. Kann es der Kazik von gestern sein? Ich hole ihn ein. Es ist nicht Kazik. Er hat ein Fahrrad auch ohne Gepäck, wie ich und versucht, die vorbeifahrenden Autos anzuhalten. Niemand will oder kann ihn mitnehmen. Mit dem Fahrrad keine Chance.
Als wir die Steigung gemeistert haben, lässt sich wieder fahren. Ich überholte ihn.
Ich schaue immer wieder der Kilometer stand. Es sind noch 18 bis zum Ziel. Es dauert ewig. Kurz vor 13 Uhr erreiche ich das Ziel, die Stelle, die als Nordkap gilt.



Jetzt muss ich noch Eintritt bezahlen, um an die Poststelle zu kommen und zur Nordkap-Kugel. Als ich in der Halle ankam, wollte ich nur einfach da bleiben. Ich bin fertig.
Die Post ist geschlossen, aber man kann Postkarten und Briefmarken im Souvenirladen kaufen. In der Halle gibt es Tische und Stühle, ich setze mich dort und will die Postkasten beschreiben. Plötzlich fällt mein Kugelschreiber auseinander. Was für ein Klump. Jetzt, nur mit der Mine, kritzelte ich die Adressen und die Texte.
Auf Essen habe ich jetzt keine Lust. Trotzdem esse ich die beiden Bananen, dann auch noch die Tafel Schokolade.
Als ich nach draußen zur Kugel kam, war der Wind noch um einiges stärker geworden. Ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Als ich mit dem Handy ein Selfie machen wollte, musste ich darauf achten, dass mir der Wind das Handy nicht aus der Hand reißt.

Ich habe die ganze Zeit meinen Sturzhelm auf dem Kopf, somit sofort als Radfahrer erkennbar. Viele Besucher sprechen mich an und zeigen mir ihre Anerkennung. Eine Frau schlug vor, mit meinem Handy mir ein Foto mit der Nordkap-Kugel zu machen. Ich bitte sie nur, das Handy festzuhalten.

Trotz dieses Wetters sind hier einige Radfahrer gekommen. Auf dem Weg hierher habe ich auch einige getroffen, die schon auf dem Weg zurück waren. Viele sogar mit dem Gepäck.
Ich möchte aber den Weg zurück nicht mehr mit dem Fahrrad machen. Ich gehe zum Parkplatz und frage bei einem Busfahrer, ob er mich mit dem Fahrrad nach Honningsvåg nehmen würde. Ja! Er öffnete den Gepäckraum, ich schiebe mein Fahrrad rein und setze mich auf einen freien Platz. Ich bin gerettet.

Als der Bus losfährt, kommen tatsächlich Läufer entgegen. In der Halle war auch ein Stand für die Läufer eingerichtet, mit Verpflegung und Medaillen. Ich dachte, der Lauf war bei diesem Wetter abgesagt, aber die Norwegen sind ja solche Wetter gewohnt.