Tag 43 – Die Tunneln und Treffen mit Polen

Ich bin erst spät eingeschlafen, es war später als eins. Um sieben, noch nicht gut ausgeschlafen, stehe ich auf. Den gestrigen Fehler mache ich nicht noch einmal.

Heute wird der nächste schwere Tag. Mich erwarten etwa 100 Kilometer und dazu, nach 73 Kilometer, ein Tunnel, der unter der Meeresfläche führt. Auf einer Länge von 6,5 km, erst 200 Meter runter, dann 200 Meter hoch auf den anderen Seite, das bedeutet 9% Steigung. Das zu fahren mit leeren Fahrrad ist schwer genug, mit schwer beladenen, unmöglich. Mindestens für mich. Ich werde schieben. Das habe ich schon oft geübt. Ich hoffe, dass der Verkehr nicht so stark sein wird.

Um viertel vor acht gehe ich in den Frühstücksraum. Neben meinem Tisch sitzen zwei rustikale Herren, die mir bekannt vorkommen. Es sind die Schweizer, die ich schon auf dem Camping in Kautokeino getroffen habe. Sie haben es auch in zwei Tagen hierher geschafft! Respekt! Sie sind aber disziplinierter als ich und fangen früh an. Sie sind gerade fertig gepackt und starten gleich nach dem Frühstück. Ich muss noch packen. Sie verfolgen die gleiche Strategie wie ich. Sie fahren jetzt nach Honningsvåg, wo sie zwei Nächte bleiben und morgen, ohne Gepäck, fahren sie nur noch zum Nordkap. Ich glaube, wir werden uns nochmal treffen.

Um halb zehn bin ich auf dem Weg nach Honningsvåg. Heute gibt es schönes Wetter und ich kann die Fahrt richtig genießen. Die Straße schlängelt sich an der Küste entlang und es gibt keine schweren Anstiege.

Ich habe genug Zeit, um zum heutigen Ziel zu kommen und fahre entspannt vor sich hin. Heute wird es ein paar Tunneln geben.

Um 11 Uhr erreichte ich den ersten Tunnel. Hier gibt es auch eine getrennte Spur für die Radfahrer und er ist flach und einfach zu fahren. Es ist kalt drin. Nach 300 Metern ziehe ich die Windschutz Jacke an.

Aus dem Tunnel heraus ziehe ich die Jacke wieder runter.

Um 14 Uhr fühle ich mich langsam hungrig und suche einen Rastplatz. Vor einigen Kilometer gab es mehrere, jetzt aber keine. Ich komme an einer windgeschützten Stelle an und mache meine Pause. Nach einer Weile kommt ein Radfahrer dazu und stellt sich vor “I’m from Poland”. Ich antworte auf polnisch “ich auch”. Er heißt Kazik und freut sich mal mit jemandem sich auf polnisch zu unterhalten. Er hat seit Wochen niemanden getroffen, der polnisch spricht. Er erzählte mir über seine Fahrrad Reisen nach Moskau und Kasachstan, nach Santiago de Compostela, … Er redet und redet, inzwischen macht er noch Kaffee für uns beide.

Nach gut dreiviertel Stunde fahren wir weiter Richtung Nordkap, jeder in seinem Tempo. Seine ist ein bisschen höher und nach einigen Minuten ist er weg. Ich habe heute nicht eilig. Später, etwa 2 Kilometer vom Nordkap Tunnel, sehe ich ihn wieder. Er macht Pause und isst etwas.

Halb fünf komme ich an den Tunnel, wo ich mir so viele Gedanken gemacht habe. Er macht mir zwar Angst, aber heute ist sehr wenig Verkehr. Ich denke, es kann doch nicht so schlimm sein. Ich bin nicht der Erste und nicht der Letzte, der durch den Tunnel fahren muss. Es ist der einzige Weg zum Nordkap und irgendwie gehört das dazu.

Der Abfahrt ist grandios, ich hätte besser eine wärmere Mütze angezogen, jetzt ist es aber zu spät. Dann folgt eine flacher Teil und dann geht es hoch. Es lässt sich doch fahren, aber es ist sehr lang. Die letzten 2,5 km muss ich doch schieben und am Rande ist genug Platz dafür. Es ist aber sehr laut, wenn die Autos vorbeikommen.

Nach fast einer Stunde bin ich raus aus dem Tunnel.

Kurz vor Honningsvåg kommt der letzte Tunnel. Der führt nur durch den Berg, ist relativ flach und hat eine “Spur für die Radfahrer” hinter der Seitenlinie.

Jetzt sind es nur 1,5 Kilometer zum Hotel in Honningsvåg. Ich kam dort um halb sieben.

Das Hotel wurde von einem polnischen Ehepaar geführt. Was für ein Zufall. Und Kazik traf ich später im Supermarkt um die Ecke.