Tag 42 – Mission impossible (?)
Ich habe schon lange nicht so gut geschlafen wie heute Nacht. Kurz nach zehn bin ich eingeschlafen und erst halb acht aufgewacht.
Nicht alles ist in der Nacht trocken gewesen, ich versuche jetzt die nassen Sachen auf die Heizung zu legen, sodass es noch trockener wird. Inzwischen esse ich Frühstück, Brot und Käse. In dem Apartment hat jemand Kaffee hinterlassen, Instant Kaffee. Ich mache trotzdem zwei Tassen zum Essen dazu und später, für unterwegs, in meine Thermosflasche.
Ich bewege mich so schwer, als ob ich in eine klebrige Masse stecke. Das sind noch die Nachwirkungen des gestrigen Fahrt. Es dauert ewig, bis ich mit allem fertig bin und die Unterkunft um viertel nach elf verlassen kann. Und heute muss ich auch eine große Distanz überwinden, es sind etwa 110 Kilometer bis zum nächsten Unterkunft, die ich gebucht habe.
Auf dem Weg aus der Stadt raus halte ich an einem Supermarkt und kaufe mir etwas zum Essen: Brot, zwei Packungen Käse, Schinken, drei Bananen, drei Äpfel und einen Liter Saft. Auf dem Weg wird es keine Möglichkeit geben.
Um halb eins fahre ich weiter. Ich habe erst 6 Kilometer gemacht und muss noch über 100 fahren. Im Hotel ist der Check-in bis 20 Uhr. Es wird schwierig sein, das zu schaffen. Möglich? Ja, aber nach der gestrigen Fahrt? Hänge alles stark mit den Bedingungen unterwegs. Wird der Wettergott mit mir heute gnädiger?

Heute ist es immer noch bewölkt und kalt, aber es regnet nicht. Die ersten Kilometer muss ich bergauf fahren. Die Beine sind noch schwach, aber langsam gewöhnen sich wieder. Jetzt geht es auf gutem Radweg flach, ich versuche schnell zu fahren und die verlorene Zeit einzuholen. Dann aber fängt es richtig bergauf. Ich verliere langsam die Hoffnung, heute rechtzeitig zum Hotel zu kommen. Um 15 Uhr habe ich erst 30 Kilometer geschafft.
Nachdem ich mit einem Anstieg fertig war, ein Herr, der mit seinem Wohnmobil neben der Straße geparkt hat, winkte mir mit einer Dose Cola zu und fragte mich, ob ich etwas trinken oder essen möchte. Die Situation war fast wie eine Versorgung beim Radrennen. Ich halte. Jetzt sehe ich, dass das Wohnmobil ein deutsches Kennzeichen hat, Berlin. Wir wechseln ins Deutsch. Er ist nicht aus Berlin, sondern aus München und hat auch meine Augsburger Fahne sofort erkannt. Er hat großen Respekt für die Radfahrer, die hier bei diesen Bedingungen unterwegs sind und er weiß, dass sie viel Energie brauchen. Er macht sich gerade etwas zu essen und wird es gerne mit mir teilen. Er heißt Jochen und wirkt auf mich sehr sympathisch. Ich nehme sein Angebot an und ich bekomme einen Teil seiner gerade gemachten Nudeln. Wir unterhalten uns beim Essen und ich bin froh ihn getroffen zu haben.
Verstärkt fahre ich weiter. Es sind wieder Anstiege, aber irgendwie fährt es sich leichter. Dann erreichte ich das Plato. Ab jetzt ist es wellig, aber mit abfallender Tendenz. Ich komme richtig auf Geschwindigkeit. Nur der Gegenwind stört immer noch. Jetzt bekomme ich wieder Hoffnung, das Hotel rechtzeitig zu erreichen.
Um 19 Uhr habe ich immer noch mehr als 20 Kilometer zum Hotel. Ich könnte es vielleicht schaffen, aber das Risiko besteht. Ich halte an und rufe das Hotel an und informiere über meine Verspätung. Es ist kein Problem, der Schlüssel für das Zimmer wird in einem Kuvert mit meinem Namen im Eingangsbereich gelegt und wir erledigen die Formalitäten morgen früh. Jetzt fahre ich entspannter (und langsamer). Morgen brauche ich auch noch Kraft, um weiterzumachen.
Nach Olderfjord zum Hotel komme ich etwa viertel vor neun. Das Kuvert mit meinem Namen liegt auf dem Kaffeetisch.


