Tag 4 – weiter Richtung Erfurt

In der Nacht wurde es kalt – etwa 5 Grad. Ich musste meine Wollsocken anziehen und den warmen Inliner in den Schlafsack legen. Ein erster Vorgeschmack auf das, was mich am Nordkap erwartet.

Jetzt weiß ich auch, warum ich so viel Zeug im Anhänger mitschleppe. Auch der Tag verspricht keine Wärme. Heute ziehe ich eine lange Hose an und geschlossene Schuhe – mit Socken, versteht sich. Skandinavien lässt schon mal grüßen.

Als ich gerade meine Trinkflaschen mit Wasser füllte, machte mich der Platzwart darauf aufmerksam, dass mein Anhänger einen Platten hat. Das hat mir noch gefehlt!

Wie so konnte das passieren? Ich habe doch extra ein Pannenschutzband in den Reifen eingebracht. Bei genauerer Betrachtung entdecke ich den Übeltäter: Ein Draht aus dem Reifen (Drahtreifen!) hat sich gelöst und sowohl den Schlauch als auch den Mantel durchstochen.

Es hat Zeit gekostet, den Anhänger wieder fahrtüchtig zu machen. Zum Glück hatte ich alle notwendigen Werkzeuge dabei – ohne sie wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen.

Um 10:30 Uhr verlasse ich schließlich den Campingplatz. Ziemlich spät, wenn man bedenkt, dass heute 140 Kilometer bis nach Erfurt auf dem Plan stehen.

Das Wetter ist fast wie gestern – nur der Wind ist heute deutlich stärker. Die Strecke führt mich durch den Thüringer Wald, also wird es hügelig. Ich stelle mich auf ein paar schweißtreibende Anstiege ein.

In Coburg, ganz in der Nähe meiner Route, entdecke ich einen Baumarkt. Perfektes Timing: Ich nutze die Gelegenheit und kaufe einen neuen Reifen für den Anhänger. Sicher ist sicher – nach dem letzten Platten will ich vorbereitet sein.

Der Weg zieht sich. Es geht ständig auf und ab – und dazu noch dieser hartnäckige Gegenwind. Immer wenn es bergab geht, schleicht sich schon die Sorge vor dem nächsten Anstieg ein. Ich kann den Schwung kaum genießen, weil ich weiß, was danach kommt. Heute läuft es einfach nicht rund. Mir wird klar: Bis nach Erfurt werde ich es heute nicht schaffen.

Ich fahre einfach so weit, wie ich komme – und gegen 17 oder 18 Uhr werde ich beginnen, nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Beim Einkaufen in Eisfeld gibt mir eine ältere Frau einen wertvollen Tipp: In der Nähe soll es einen Campingplatz an einem Stausee geben.

Tatsächlich liegt er nicht weit von meiner Route entfernt – ein Glücksfall. Kurz nach halb sieben komme ich dort an. Heute habe ich lediglich 54 km geschafft. Ich bin erschöpft und ich habe noch mehr Respekt vor dem, was mich morgen erwartet.

Die Anmeldung ist nicht mehr besetzt, also entscheide ich mich, mir selbst einen Platz für mein Zelt zu suchen. Die Formalitäten kläre ich morgen früh – da wird sicher jemand da sein.

Mein Schlafzimmer

Der Stausee, an dem der Campingplatz liegt, ist fast ausgetrocknet. Kein Ort, an dem man Urlaub machen möchte. Aber für eine Nacht ist er gut genug. Er wirkt fast verlassen. Ich bin offenbar der Einzige mit einem Zelt. Vermutlich sind nur Dauercamper hier, die sich in ihren „Hausungen“ verschanzt haben. Ich sehe nur einen einzigen, der draußen an seinem Wagen etwas werkelt. Es ist still. Fast gespenstisch ruhig.

Gleich nach dem Zeltaufbau mache ich mich an den Reifenwechsel am Anhänger. Es muss sein – besser jetzt als unterwegs.